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Der Referent des Forums Spielsucht war der Leiter der Kraichtalkliniken Münzesheim und Oberacker, Herr Dr. Martin Beutel, der, nachdem das Thema Spielsucht ja bereits im Hauptvortrag im Mittelpunkt stand, sich in seinem Vortrag im Wesentlichen auf die Behandlung von Spielern im Therapiezentrum Münzesheim und der dabei gewonnenen Erkenntnisse konzentrierte. Dabei untergliederte er seinen Vortrag in drei Themenbereiche:
1. Spieler im Therapiezentrum Münzesheim
2. Spielsucht verstehen
3. Spielsucht behandeln
1. Spieler im Therapiezentrum Münzesheim
In Münzesheim werden seit 1984 Spieler therapeutisch behandelt. In dieser Zeit ist die Anzahl der behandelten Spieler pro Jahr kontinuierlich angestiegen und zwar von weniger als 5 im Jahre 1984 auf mehr als 110 im Jahre 2008. Einige der besonderen Merkmale der in der Einrichtung behandelten Spieler sind:
Die Folgen des exzessiven Spiels äußerte sich bei den Patienten in Münzesheim u. a. wie folgt:
2. Spielsucht verstehen
Eine Suchtkrankheit verläuft zwischen drei Polen:
a) Das Suchtmittel
Welchen Einfluss das Suchtmittel auf das Individium ausüben kann, ist abhängig von
Zum Thema Attraktivität des Suchtmittels sind die strukturellen Merkmale von Glücksspielen von besonderer Bedeutung, wie z. B.
b) Das Individuum (Persönlichkeit)
Zur Persönlichkeit des Suchtkranken wurde die Frage gestellt: Warum tun Menschen etwas, was sie selbst als zerstörerisch und gesundheitsgefährdend erkannt haben? Einige Antworten erhält man, wenn man danach fragt, was Spieler fühlen:
Wichtig ist hierzu auch die Aussage: „Spielen entlastet (genauso) wie andere Suchtmittel“
c) Umwelt
Die Spielsucht des Individuums hat Auswirkungen auf das soziale Umfeld, wie z. B:
Familie (erleidet materielle Not und Einschränkungen)
Manche soziokulturellen Faktoren fördern bzw. erleichtern das Spielverhalten, wie z. B.:
3. Spielsucht behandeln
In der stationären Therapie, welche das Therapiezentrum Münzesheim anbietet, gibt es u. a. 2 x wöchentlich eine Indikative Gruppe für Spieler, in welcher folgende Themen bearbeitet werden:
Es werden sowohl Einzeltherapien für Spieler als auch Familentherapien angeboten. Ziel einer jeden Therapie im Suchtkrankenbereich ist die Abstinenz. Die Frage „was bedeutet Abstinenz bei einem Spieler" ist aber nicht so einfach zu beantworten wie bei anderen Suchtmitteln. Sicher ist, dass jegliche Spiele um Geld kein abstinentes Verhalten darstellen. Wie aber sieht es aus bei Spielen ohne Geld, aber mit Tokens o.ä.? Familien- und Kinderspiele sind dagegen unproblematisch. Nach Ansicht des Referenten stellt auch Lottospielen kein Problem dar, da die Abstände zwischen den Einsätzen zu lang sind, um genügend Anreiz für ein süchtiges Verhalten zu bieten (siehe a) Das Suchtmittel - Attraktivität des Suchtmittels...).
Ein weiterer Themenkomplex, der in der Therapie behandelt wird, ist der Umgang mit Geld unter folgenden Gesichtspunkten:
Zum Schluss des Vortrages gab es noch einen kurzen Ausblick auf mögliche Maßnahmen nach der stationären Therapie. Hier geht es vor allem um die Umsetzung der Therapieinhalte im Alltag. Diese kann unterstützt werden durch eine Nachsorgebehandlung (welche ambulant in einer Beratungsstelle stattfindet) und durch eine regelmäßige Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe.
Uwe Aisenpreis