Just for fun oder hart am Limit?
Freundeskreis "Nova Vita" Mannheim engagiert sich bei der Präventionsarbeit für Jugendliche
Das Angebot für jugendliche Schüler Mannheims ab 15 Jahre von der Evangelischen Kirche Mannheim, dem Diakonischen Werk Mannheim in Kooperation mit der Stadt Mannheim - Fachbereich Gesundheit, dem Drogenverein Mannheim, der Stadtmission Heidelberg und den Freundeskreisen für Suchtkrankenhilfe vertreten durch Nova Vita Mannheim e.V. fand 2012 bereits zum vierten Mal statt.
“Just for fun?!” nennen sich die Projekttage zur Alkoholprävention in der Jugendkirche Mannheim Waldhof mit dem Ziel der Sensibilisierung Jugendlicher zum Thema Rausch und Risiko. Schülerinnen und Schüler konnten durch die Fachleute vor Ort Wissenswertes über Alkkohol und illegale Drogen erfahren.
“Just for fun?!” waren die Inhalte der Workshops nun dann doch nicht. Die Jugendlichen erfuhren Hintergründe und die langfristigen Auswirkungen von Alkoholmissbrauch in anschaulicher und teilweise spielerischer Form.
Angeboten wurde die „Promille Brille“ zur Erfahrung, wie sich das Reaktionsvermögen durch Alkoholeinfluss erheblich verändert. An der Theke gab es die Möglichkeit, alkoholfreie Cocktails zu mixen. Eine Talkshow diente dem Erfahrungsaustausch und dem Suchen nach Lösungen für problematische Situationen. Die Diskussionsrunde über den Einfluss der Werbung für Alkoholika regte zum Nachdenken an. Die Himmelsleiter, eine Vertrauensübung (eine Leiter, die von mehreren Personen festgehalten wird und eine Person muss diese Leiter besteigen), brachte den einen oder anderen an die eigenen Grenzen.
Nova Vita bot das Ratespiel „Wer ist Wer“ als Workshop an. Je zwei Mitglieder Nova Vitas stellten sich in einer Runde als Alkoholiker vor. Durch ein 15-minütiges Nach- und Hinterfragen sollten die Schüler herausbekommen, wer der wirkliche Alkoholkranke ist. Nach der Aufklärung hatten die Schüler Zeit für Fragen. Fragen zum Ein-und Ausstieg der Sucht, Fragen zur Familienstruktur oder den Erbanlagen, Fragen zur Sucht als Familienkrankheit, Fragen zu Suchtberatungsstellen oder Suchtkliniken, Fragen zur Hilfe und Beratung speziell für Jugendliche usw., füllten das anschließende Gespräch.
Fast 57% der Jugendlichen gaben an, durch das Projekt mannigfache Informationen über Alkohol und Glücksspiel erhalten zu haben. Beispielsweise lernten sie Neues über die Alkoholwerbung, über Schäden, Gefahren und die Auswirkungen von Alkoholkonsum. Fast allen Jugendlichen war bis zu dieser Veranstaltung nicht klar gewesen, dass Alkohol süchtig machen kann.
Ca. 40% der Jugendlichen gaben an, dass sie wenig Neues erfahren konnten. Als Grund wurde Wissen über Alkohol durch das eigene Erleben in der Familie genannt (z.B. Eltern, Geschwister etc.).
Bei der Auswertung wurden die einzelnen Workshops durchgängig mit der Note 2-3 bewertet. Das von Nova Vita durchgeführte Ratespiel landete mit der Schulnote 1,9 auf dem ersten Platz.
Die Schüler verließen die Veranstaltung zufrieden und das Ziel der Sensibilisierung zum Thema Sucht schien für den größten Teil der jungen Menschen erreicht. Wünsche, wie mehr Zeit für die einzelnen Stationen, mehr Zeit für den Austausch, mehr Übungen und Spielangebote, zeigt das große Interesse der Schüler.
In Anlehnung an das Projekt der Jugendkirche wurde ein vergleichbares Projekt in einer Berufsförderschule (für 18 – 22 jährige) in Mannheim mit dem Thema „Hart am Limit“ erfolgreich durchgeführt.
Die Veranstaltungen zeigten ein hohes Maß an Interesse am Thema Sucht. Vielfältige Emotionen und ausgesprochene Betroffenheit gekoppelt mit Erstaunen von Seiten der Experten über die Fülle der teilweisen „gnadenlosen“ Ehrlichkeit und Direktheit der jungen Menschen sollten genug Grund für weitere Projekttage dieser Art sein.
Das Thema Sucht ansprechen, darüber diskutieren und sich austauschen, könnte für manchen jungen Menschen die Chance beinhalten, Alkohol nicht als “Just for fun?!” zu betrachten.
Vielleicht können Koma- und Rucksacksaufen durch solche Präventionsveranstaltungen zurückgedrängt werden und somit den verhängnisvollen Weg in die Sucht verhindern. Hierzu sind die Experten für die Jugend gefordert!
Cornelia Breithaupt