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Gleichberechtigt, aber nicht gleich!
Am 22. Juni trafen sich im Haus der Kirche in Herrenalb mehr als ein Dutzend gestandene „Mannsbilder“, um sich mit dem Thema Liebe und Beziehung auseinander zu setzen. Das Ganze unter dem Thema „Wenn Männer lieben, Besitz oder Beziehung?“. Als Referenten hatten wir (na ja, eigentlich war das von Siegbert organisiert!) Herrn Huber von der Beratungsstelle in Karlsruhe gewinnen können.
Um in das schwere Thema zu kommen, haben wir uns erst einmal spielerisch miteinander zueinander gefunden. In teils hochdramatischen Quartettrunden wurden PS-Zahlen, Geschwindigkeiten, Größen und viele andere Details technischer Errungenschaften verglichen. Typisch Mann halt…
Aber was ist typisch Mann oder typisch Frau. Herr Huber ließ uns in seinen Vortragsblöcken wissen, was Mann und Frau unterscheidet. Beginnend bei genetischen Unterschieden bis hin zu den Prägungen in Familie und Gesellschaft. Ja, wir wurden auch mit der Tatsache konfrontiert, dass der Mann genetisch das schwächere Geschlecht ist und für die Reproduktion nur eine deutliche geringere Bedeutung als die Frau hat. Die Tatsache, dass nur etwa ein Drittel der Männer, aber zwei Drittel der Frauen (der gesamten Menschheit) sich reproduzieren, ließ mich stutzen. Eine sofortige (nicht repräsentative) Abfrage in der Gruppe bestätigte dies aber sofort. Ein Abriss in die Geschichte der Familienentwicklung, der gewachsenen Verteilung von Verantwortungsbereichen, Veränderungen der letzten Generationen, machte uns klar, wie vielschichtig und perspektivreich dieses Thema ist.
Besonders wichtig ist es mir, an dieser Stelle zu sagen, dass es bei diesem Thema kein „generell“ gibt. Eher Tendenzen und Ansätze. Schon bei den körperlichen Unterschieden ist es so. Männer sind größer als Frauen… Na klar sind die Männer durchschnittlich einige Zentimeter größer (länger) als Frauen. Das bedeutet aber nicht, dass in einer bestimmten Gruppe Menschen nicht eine Frau die größte (längste) Person ist. Hier ließen sich viele Beispiele finden. Auch hat in keiner Form eine Bewertung dieser Umstände Platz in unserem Seminar gehabt. Das Wissen darum ist aber wichtig, um das eigene „Ich“ besser zu verstehen; meine Rolle als Mann zu verstehen und zu akzeptieren. Auch beim Miteinander von Mann und Frau, Mann und Mann und Frau und Frau.
Ein Satz hat sich mir tief eingeprägt. Männer neigen dazu, eine Beziehung im „Haben“ zu leben, Frauen dagegen eher im „Sein“.
Wir erarbeiteten, wie sehr sich das Verhältnis von Mann und Frau in den letzten beiden Generationen verändert hat und wie sehr sich die „Männerwelt“ neu zu orientieren hat.
Wir bemerkten, dass es durchaus Bereiche in unserer Gesellschaft gibt, wo nicht nur die Gleichberechtigung hergestellt wurde, sondern eine feminine „Vormachtstellung“ eingetreten ist. Beispielhaft will ich hier nur die Deutungshoheit in moralischen Fragen in unserer Gesellschaft nennen. Eindeutig haben hier Frauen das Vorrecht auf die „richtige“ Meinung.
Mir hat das Seminar aufgezeigt, dass Mann und Frau gleichberechtigt aber nicht gleich sind - dass ich meine Position vertreten kann, auch als Mann, und dabei niemand unterdrückt oder benachteiligt werden muss. Mir eröffnete sich ein großes Spektrum neuer Gedanken und Überlegungen zu meiner Rolle, als Mensch, als Mann, als Teil eines sozialen Geflechts. Das Seminar beschlossen wir in einer langen, offenen und sehr intensiven Abschlussrunde. In den zwei Tagen des Männerseminares hörte ich viele neue Meinungen, erlebte nachdenkliche Männer und erfuhr viel über mich.
Alle Rückmeldungen zu diesem Seminar waren positiv. Ich sage allen Beteiligten herzlichen Dank für die engagierte Mitarbeit, das tolle Miteinander, die offenen Worte und die gezeigte Freundschaft. Herrn Huber danke ich für die inhaltlich sehr fundierten Vorträge und Gespräche und die Art und Weise, wie er uns an seinem Wissen teilhaben ließ. Und unserem lieben Siegbert Moos sage ich danke für die hervorragende Vorbereitung.
Torsten Wilkens