Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe - 
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Das Kind in uns...

Bericht vom Frauenseminar in Bad Herrenalb vom 03.-05.07.2015

Fast 40 Frauen kamen am Freitagabend bei sehr heißem Sommerwetter im Haus der Kirche zusammen, um sich mit dem Thema „Das Kind in uns- was es braucht und wie es uns helfen kann“ auseinander zu setzen. Neben dem Frauenteam, bestehend aus Christina, Uta, Simone, Ute und Sheila war dieses Mal auch die Familientherapeutin Angelika Hamann- Rink aus Sinsheim mit dabei. 

Nach einer Vorstellungsrunde seitens des Teams spielten wir- passend zum Thema- ein Spiel, bei dem jeweils ein Begriff entweder pantomimisch, per Zeichnung oder durch geschicktes Umschreiben des Wortes, ohne es jedoch zu benennen, dargestellt werden sollte. Jede Frau wurde einmal aufgerufen, bekam ihr für das Seminar obligatorische Namensschildchen und durfte dann gleich ein Kärtchen ziehen, auf dem ein Begriff aus unserer Kindheit vermerkt war, den es für die anderen Frauen zu erraten galt (z.B. Seifenblasen, Hüpfseil, Schultüte, Puppenstube, Froschkönig,  u.a.). Es gab bei diesem Spiel keinen Gewinner oder Verlierer, es ging einfach darum, Spaß zu haben ?.                      

Im Anschluss boten Uta und Simone einen griechischen Tanz zum Mitmachen an, der zu schöner Musik mit einfachen Schrittfolgen von allen ohne größere Probleme im Kreis getanzt werden konnte. Und da wir schließlich unser „inneres Kind“ wachkitzeln sollten, lagen im Seminarraum ganz viele Kinderspielsachen bereit, die unsere Phantasie anregen konnten (Bauklötze, Springseile, Seifenblasen, Kinderbücher, Puppen, Hula- Hoop- Reifen u.a.). Mit vielen Seifenblasen auf der Terrasse, einigen Sprüngen und interessanten Unterhaltungen endete dann schon der erste gemeinsame Abend in Bad Herrenalb.

Nach einem leckeren Frühstück und bei schon recht warmen Temperaturen trafen wir uns am Samstagmorgen zur offiziellen Einführung in das Thema. Christina äußerte u.a. die Bedenken des Frauenteams, dieses Thema könne evtl. alte Traumata wieder beleben oder es sei für die eine oder andere einfach zu spirituell. Dennoch hätten sie sich dafür entschieden, getreu nach dem Motto: der Blick zurück bringt uns nach vorn! Während wir das Kinderlied „Wie schön, dass Du geboren bist“ mitsangen, verteilte Christina bunte Lutscher an alle Frauen, natürlich nicht ohne Hintergrund: die jeweilige Farbe verteilte uns auf die 4 Kleingruppen unter Leitung von Uta, Simone, Ute und Sheila. Bis zum Mittagessen hatten wir nun Zeit, uns an unsere Kindheit zu erinnern. Was habe ich gern gemacht? Was waren meine Lieblingsfarbe, mein Lieblingsspiel, mein Lieblingsessen? Was konnte ich gut? Welche Wünsche und Träume hatte ich als Kind? Als wir unsere Erinnerungen zu Papier gebracht und der Gruppe vorgestellt hatten, machten wir kleine Bewegungsübungen,  wie sie Kinder gerne machen - wir hüpften auf einem Bein, gingen rückwärts und auch auf Zehenspitzen. Mit dem Gedicht „Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte…“ von der 85-jährigen Nadine Stair aus den USA endete der Vormittag besinnlich.

Am Nachmittag ging es weiter mit Angelika, der Familientherapeutin. Sie schaffte es grandios in nur einer Stunde, uns einen theoretischen Einblick in die verschiedenen Stufen des Bewusstseins und in die Systemgesetze zu geben, damit Heilung geschehen kann. Wir lernten, dass Heilung nur stattfinden kann, wenn das Bewusstsein als Katalysator fungiert, und, dass die „Seelenebene“ den größten Heilungsprozess mit sich bringt, allerdings müsse man/frau etwas üben, um dorthin zu gelangen. Körperliche Symptome wären oft ein „Hilfeschrei der Seele“, außerdem wären wir mit unseren Vorfahren systemisch verbunden, d.h. auch mit sämtlichen ihrer Traumata (man denke nur an die Kriegsgenerationen). Unsichtbare „Gummischnüre“ würden uns im System festhalten, und wenn man/frau dann z.B. die „Päckchen“ der Eltern schultern würde, um sich Liebe zu verdienen, dann laufe man/frau Gefahr, emotional abhängig zu werden. Hier greife die Familienaufstellung.

Tatsächlich kamen wir in den Genuss einer themenbezogenen Aufstellung zum Thema „Mein inneres Kind“. Dazu wurden wir in insgesamt 2 Gruppen aufgeteilt. Während die eine Gruppe zum gleichen Thema eine Collage erarbeitete, durfte die andere Gruppe selbst aufstellen. Freiwillige gab es genug, die ihr inneres Kind von einer von ihnen ausgewählten Frau darstellen ließen, ebenso wurde eine andere Frau stellvertretend für die eigene Erwachsene ausgesucht und im Raum im richtigen Abstand zum inneren Kind so platziert, dass es für die Freiwillige wirklichkeitsgetreu aussah. Dann wurden die Stellvertreterinnen zu ihrem Befinden von Angelika befragt und sollten sich äußern, was in ihnen vorgeht und was sie sich wünschen würden in ihrer Position. Erstaunlich war immer wieder, dass die ausgewählten Frauen sich in etwa so verhielten und zu ihrem Befinden so äußerten, wie es die Aufstellende auch getan hätte bzw. für stimmig empfand. Es wurde die eine oder andere Träne vergossen, besonders wenn klar wurde, dass das innere Kind der aufstellenden Frau bisher nicht genügend gewürdigt und an die Hand genommen wurde.

Nach dem Abendessen nahmen alle Frauen an einer Märchenstunde teil, die sehr ansprechend und kurzweilig von zwei eigens dafür engagierten Damen aus Karlsruhe gestaltet wurde. Während Frau Batarilo vor schöner und mit bunten Tüchern selbstgestalteter Kulisse zum Thema „inneres Kind“ einige Märchen zum Besten gab, spielte im Wechsel dazu Frau Kothe auf ihrer Laute passende Lieder und sang auch noch in mehreren Sprachen. Sehr erfüllt gingen im Anschluss daran noch einige Frauenseminar- Teilnehmerinnen in die ortsansässige Eisdiele, um bei regem Austausch neue Eissorten zu testen ?.

Der Sonntagmorgen begann wie üblich mit einem freiwilligen „Morgenschleich“ mit Simone, damit das anschließende Frühstück wieder einen Platz im Magen finden konnte (wobei es tatsächlich einige Frauen gab, die lieber länger schlafen wollten).  Die Tageseinstimmung übernahm Angelika, die an das Thema „Bewusstsein“ vom Vortag anknüpfte. Oft stünde uns auf unserem Weg zur Seele der eigene Kopf im Weg, da er uns ständig mit Gedanken bombardiere. Erst wenn wir uns wie die Katze vor dem Mauseloch auf den nächsten Gedanken stürzen würden (Fragestellung: wo kommt mein nächster Gedanke her und was sagt er mir?), dann passiere plötzlich nichts, dann entstehe ein Zwischenraum, welcher mit Bewusstsein gleichzusetzen sei und die Möglichkeit eröffne, in die eigene Seelenwelt abzudriften. Alle gemeinsam machten wir dann unter Anleitung von Angelika eine Phantasiereise im Sitzen über die Entspannung hin zu unserer Seelenenergie.

Wieder in 2 Gruppen aufgeteilt stellte jetzt die andere Gruppe das „innere Kind“ auf, während die aufstellende Gruppe vom Vortag sich der Collage widmete. Dazu sollten wir uns vorstellen, dass wir in einem Raum wären, der uns gefällt und schützt und der auch Platz für Besucher bietet. Eingeladen wären bei uns die Frau, die wir vor 10 Jahren gewesen wären, die Frau zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr, die Jugendliche, das Kind und die weise Frau, die wir irgendwann vielleicht sein würden. Die weise Frau leite die Sitzung. Die Gäste würden über folgende Themen diskutieren: Was sind meine Träume und Wünsche? Was ist mir wichtig? Was kann die junge Frau gut, was das Kind? Einig wären sie sich über das Ziel, mehr Freude in ihr Leben bringen zu wollen! Daraus würden folgende Fragen entstehen: Woher könnte ich neue Energie bekommen? Welche Ideen würde ich gern umsetzen? Was habe ich schon immer interessant gefunden? Während im Hintergrund Entspannungsmusik lief, konnten wir zu dieser Fragestellung Zeitungsartikel und –ausschnitte zu einer Collage zusammenfügen, aber auch selber malen und schreiben. 

Nach dem Mittagessen trafen wir uns noch einmal in der Kleingruppe, um unsere Werke (darunter waren auch richtige „Kunstwerke“) den anderen Frauen vorzustellen und darüber zu diskutieren.  Letztendlich stellten die Gruppenleiter dann die alljährliche Abschlussfrage: Was nehme ich von dem Seminar mit nach Hause? Klar war allen, dass sich persönliche Probleme in diesem Kontext grundsätzlich nicht lösen lassen würden, da u.a. auch die Zeit fehle, jeder Frau gerecht zu werden, aber unsere (wieder-) entdeckten Wünsche und neue Ideen, Kraft, Energie und einige „Puzzle- Teilchen“ könne jede von uns mit nach Hause nehmen.       

Ähnlich verlief auch die Abschlussrunde im Plenum:  frau war sich einig, dass wir alle ein bereicherndes und schönes Wochenende erlebt hatten, mit viel Offenheit und auch Mut, sich diesem Thema zu stellen. Themenvorschläge für das nächste Frauenseminar (01.-03.07.2016) wurden abgegeben, auch wurde Angelika Hamann- Rink für das nächste Jahr eingeladen, noch einmal teilzunehmen, um uns mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung unterstützen zu können. Zu allerletzt hörten wir wieder die vertrauten Klänge der „Sonnenblume“, gelesen von Sheila. 

Vielen Dank an das gesamte Frauenteam für ein wieder einmal sehr gelungenes Wochenende!

Tanja Wolf-Hafi