Eine Serie schwerer und schwerster Verkehrsunfälle auf dem Messegelände in Karlsruhe
An neun Tagen, vom 31. Oktober bis 08. November 2015, kam es am Messegelände der Stadt Karlsruhe in Rheinstetten zu einer unglaubliche Unfallserie im Straßenverkehr. Jeweils in der Zeit von 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr gab es fast im Minutentakt schwere Unfälle, in den meisten Fällen standen die Fahrerinnen oder Fahrer unter erheblichen Alkoholeinfluss. Nur dem beherzten Eingreifen diverser Freunde aus dem Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe Karlsruhe ist es zu verdanken, dass es nicht zu erheblichen Personen- oder Sachschäden kam.
So oder so ähnlich sähe die Meldung der Tagespresse aus, wenn sie über die Geschehnisse am Fahrsimulator berichtet hätte, den der Freundeskreis Karlsruhe für die Messebesucher in der Halle 3 der Verbrauchermesse Offerta aufgestellt hatte.
Auch in diesem Jahr waren die Freundeskreise auf der Verbrauchermesse Offerta in Karlsruhe mit einem eigenen Stand präsent. Noch etwas größer als im letzten Jahr und wie schon erwähnt mit einem Fahrsimulator als zusätzlichen Anreiz ausgestattet, warteten wir auf „Kundschaft“.
Von Beginn an wurden wir von Besuchern am Stand bestürmt. Egal, ob eine Runde Auto fahren oder einen Parcours mit Promillebrille absolvieren oder Gespräche unterschiedlichster Inhalte und Tiefe führen. Jeder von uns am Stand war von der ersten Minute an gefordert.
Bewährte Inhalte aus dem Vorjahr hatten wir übernommen, einiges verbessert, das eine oder andere neu probiert und so sahen wir uns an einem Stand von fast beängstigender Perfektion und Professionalität. Ja ich weiß, jetzt übertreibe ich ein bisschen. Aber wahr ist, dass alle Freundinnen und Freunde, die in der Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung dieser Messe halfen, dazu beitrugen, dass wir an neun Tagen Messe ein sehenswertes Feuerwerk an Informationen und Wissen auf die Besucher abfeuerten.
Mehr als eintausend Kalendervisitenkarten, die zusammen mit Papiertaschentüchern verteilt wurden, wechselten den Besitzer. Über 2000 Besucher probierten sich an den Promillebrillen und am erstmals eingesetzten Fahrsimulator. Eine Vielzahl an verteilten Informationsschriften, Adressflyern, Selbsttests wurden an Rat- und Hilfesuchenden ausgegeben. Zum ersten Mal nutzten wir mit sechs gut besuchten Vorträgen zum Thema "Essstörungen", "Drogensucht" und "Alkoholerkrankung" das Vital Forum. In Form eines Interviews wurden hier den Besuchern des Forums Informationen zu den Themen vermittelt. Dies sind die für uns messbaren Ergebnisse dieser Veranstaltung. Dabei sind die vielen Gespräche mit Ratsuchenden noch nicht berücksichtigt. Auch nicht die Gespräche mit den Fachleuten unterschiedlicher Herkunft. Fast jeder, der am Stand Dienst tat hat solche Gespräche geführt und wohl auch persönlich davon partizipiert.
Um das zu erreichen waren insgesamt viele hundert Stunden harter, ehrenamtlicher Arbeit notwendig. Viele der Helferinnen und Helfer aus dem letzten Jahr ließen sich auch 2015 wieder zum mitarbeiten motivieren. Hinzu kamen auch noch neue Helferinnen und Helfer. Keiner mit dem ich sprach war nicht völlig überzeugt von dem was wir taten und dort bewegten. Durchweg motivierte Helfer und zufriedene Besucher. Herz, was willst Du mehr.
Besonders erwähnen will ich hier die unermüdliche Arbeit von Dieter und Siegbert, die sowohl in der Vorbereitung, als auch in der Durchführung und Nachbereitung beständig, wie ein Fels in der Brandung, präsent waren und unermüdlich arbeiteten. Manchmal hatte ich sogar den Verdacht, dass Sie am Stand ein Bett stehen hätten oder die der Möbelaussteller heimlich nutzten.
Aber wieso das alles? Ist das überhaupt Freundeskreisarbeit? Reicht es uns nicht mehr aus sich in den Gruppen zu treffen, hervorragende Gruppenarbeit zu machen und den Rest der Welt sich selbst zu überlassen? Ist dies ein Teil dessen, was wir als „neue Wege beschreiten“ meinen? Ist das Ergebnis, welches wir auf der Messe erzielten, diese viele Arbeit wert?
Diese Fragen haben sich alle Verantwortlichen unseres Messeauftritts schon vorher gestellt. Und jede dieser Fragen kann sicherlich uneingeschränkt positiv beantwortet werden.
Immer wieder kommt mir das Jammern und Zetern der Freundeskreise in den Sinn, die sich über Mitgliederschwund, kleiner werdende Gruppen und Überalterung beschweren. Zuletzt war mir dies auf der Bundesdelegiertenversammlung 2015 bewusst geworden. Am lautesten jammerten jene, die in ihrem Kämmerlein saßen und hofften sie würden von Rat- und Hilfesuchenden entdeckt.
Wir brauchen uns sicherlich nicht nach jeder modischen Veränderung ausrichten. Wenn aber Kommunikation und Medien einem grundsätzlichen Wandel unterzogen sind, dann wird es auch für uns Zeit sich der Gegenwart zu stellen.
Neue Wege beschreiten heißt auch sich ein immer größer werdendes Netzwerk zu schaffen. Schon bei der Vorbereitung dieser Messe konnten wir neue Verknüpfungen erstellen. Herzlichen Dank auch an unsere Freunde von Nova Vita, die uns von Ihren Beziehungen profitieren ließen. Ein großer Danki gebührt auch dem "Bund gegen Alkohol und Drogen im Straßenverkehr e.V.", der uns den Fahrsimulator noch zu günstigen Konditionen zur Verfügung gestellt hat. Es würde den Umfang dieses Berichtes sprengen, wenn wir jeden neuen Verknüpfungspunkt in unserem Netzwerk aufzählen wollten. Sicher ist aber, dass sich seit einiger Zeit immer öfter und immer leichter neue Türen für uns öffnen.
In der Zeit meiner Zugehörigkeit zu den Freundeskreisen ist mir bewusst geworden, dass die Art und Weise wie wir wahrgenommen werden nur von uns bestimmt wird. Präsentieren wir uns wie graue Mäuse und unser Schaffen und unsere Vergangenheit ist uns peinlich, dann wird auch das Bild von uns in deren Wahrnehmung nicht schön sein. Stehen wir selbstbewusst zu unserer Geschichte und sind uns unseres Fachwissens und unserer Notwendigkeit bewusst, dann wird auch niemand auf uns herabsehen oder an uns vorbeikommen.
Mein Fazit dieser Messe ist ein hervorragendes Bild des Freundeskreises für Suchtkrankenhilfe in der Öffentlichkeit, eine unglaubliche Anzahl an Gesprächen mit Messebesuchern und Freunden, eine hervorragende Teamleistung aller Beteiligten und ein gutes Gefühl ein wenig dazu beigetragen zu haben.
Torsten Wilkens