"Vielfalt der Lebenswelten braucht Vielfalt der Freundeskreise"
Bundeskongress 2008 in Brandenburg an der Havel
Beeindruckend und fast überwältigend begann die "Vielfalt der Freundeskreise" am Freitagabend mit der Ankunft der Freunde aus allen Bundesländern. Die Veranstaltungshalle "Stahlpalast" Brandenburg füllte sich in Windeseile mit Leben, alte und neue Freunde begrüßten sich auf das Herzlichste und genossen die Wiedersehensfreude.
Das erste "Welcome" sprach Rolf Schmidt, der Vorsitzende des Bundesverbandes der Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe. Rolf Schmidt drückte seine Freude über die zahlreich erschienenen Freunde aus und wertete dies als ein deutliches "Signal für die Öffentlichkeit und Solidarität für Suchtkranke und deren Angehörige".
Sabine Bätzing, Drogenbeauftragte der Bundesregierung, eröffnete ihre Grußworte mit einer fernöstlichen Weisheit der Wandermönche: "1000 km gehen ist wie 1000 Bücher lesen" und bemerkte, dass das eine das andere nicht ausschließt. „Die Vielfalt der Lebenswelten impliziert die Vielfalt der Individuen und wer sich in einer komplexen Landschaft zurechtfinden will, dem nützt eine Landkarte“, erläuterte Frau Bätzing.
Die Freundeskreise können die "Landkarten" für die Freunde der Freundeskreise sein, gebündelt in den regionalen Selbsthilfegruppen. "Gemeinsam", sagt Frau Bätzing, ist der "Slogan" der erfolgreichen Arbeit in den Gruppen regional und bundesweit und sie versicherte ihren persönlichen Einsatz in der Anwendung und Umsetzung der Gesetze und der Päventionsarbeit bundesweit.
Weitere Grußworte sprachen auch Wilfried Alber, Staatssekretär des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Familie des Landes Brandenburg, Frau Dr. Dietlind Tiemann, Oberbürgermeisterin der Stadt Brandenburg und viele andere. Einig waren sich alle, die Vielfalt der Lebenswelten impliziert die Vielfalt der Möglichkeiten, auf den Weg gebracht durch die vielen Menschen, die heute zum Kongress erschienen sind.
Am gleichen Abend zog Dr. Herrmann-Josef Beckers sein Publikum mit folgender, zugegebenermaßen treffender und humorvoller Aussage, in seinen Bann: "Freundeskreise sind ein eigenes Völkchen, zumindest was den Eiskonsum anbelangt!" Nachdem er so für anfängliche Erheiterung gesorgt hatte, stieg er in das Thema "Sinus Milieu" ein, übrigens ein sehr anschaulicher, heiterer und lebendiger Vortrag. Trotz später Stunde konnte sich Dr. Beckers über ein sehr aufmerksames und interessiertes Publikum freuen, das am Ende voll Neugier auf den nächsten Tag begeistert Beifall spendete.
Gleich am Samstag Vormittag beleuchtete Dr. Beckers die "Sinus Milieus" sehr anschaulich und transparent für das Publikum. Anhand exakt gleicher Sozialdaten, z. B. von "Ozzi Osborne" und "Prinz Charles", verdeutlichte Dr. Beckers die differente persönliche Entwicklung zweier Menschen durch deren konträre Lebenswelten. Sozialdaten, verquickt mit dem Zeitgeist (Werte, Normen, Ideologien Jahrzehnte) sind Basis für das "Sinus Milieu", in dem sich der Mensch wiederfindet.
In den Arbeitsgruppen erarbeiteten die "Freundeskreisler" mit kleinen unterschiedlichen Facetten das Ergebnis: Verstehen, Tolerieren und Akzeptieren anderer "Milieus" kann funktionieren durch die Offenheit der Freundeskreise in den Gruppen vor Ort bundesweit!
Den Samstagabend gestaltete die Showtanzgruppe "Eventeens" im Sechzigerjahre-Outfit. "Du kannst nicht immer 17 sein", Howies "Hello again", Wenckes "Knallrotes Gummiboot" und viele weitere Schlager sorgten für eine entspannte und fröhliche Feierstimmung.
Beim Gottesdienst am Sonntagmorgen freuten sich Pfarrer Ulrich Barniske und Pfarrer Richard Ruprecht über die äußerst große Gemeinde, wie sie in ihren Kirchen kaum zu erleben ist. Selbst die von den "Freundekreislern" leer geräumten Eisdielen verziehen die geistlichen Oberhäupter aufgrund der Vielzahl der Anwesenden. Im Anschluss an den besinnlichen Gottesdienst galt es, mit den Abschlussworten von Rolf Schmidt ein letztes Resümee zu ziehen. Einig waren sich alle: Die "Vielfalt der Lebenswelten braucht Vielfalt der Freundeskreise" - und in diesem Sinne bildete der Bundeskongress 2008 die neue alte Basis für die zukünftige Arbeit in den bundesweiten Gruppen.
Cornelia Breithaupt