Angetrunken, vor verschlossener Haustür…
…in dieser fast verzweifelten Lage fanden sich fast zweitausend Besucher der Verbrauchermesse am Stand des Freundeskreises für Suchtkrankenhilfe wieder.
Jeden Tag, in der Zeit vom 29. Oktober bis zum 06. November, versuchten sich viele Besucher unseres Standes daran, ein extra für die offerta gefertigtes Haustürmodell zu öffnen. Oft zur großen Freude der begleitenden Familienmitglieder oder Freunde, aber auch der umstehenden Messebesucher.
Als großes Handicap erwies sich dabei die aufgesetzte Promillebrille, und so war es deutlich anstrengender und dauerte wesentlich länger als sonst, den Schlüssel ins Schloss zu „zittern“ und die Tür zu öffnen.
Aber nicht nur an dieser Tür konnten sich die Besucher versuchen, sondern auch an einem Promilleparcours oder einem Spielzeugwürfel, bei dem es Holzfiguren durch passende Löcher zu stecken galt. Immer mit passenden Promillebrillen als Erschwernis.
Zur Belohnung gab es ein Päckchen Taschentücher, etwas Süßes, einen Visitenkartenkalender oder auch nicht selten ein Gespräch über Sucht, unsere Arbeit, den Sinn unseres Standes oder was sonst eben inhaltlich gewünscht war.
Unser Stand in der Halle 3 war an fast gleicher Stelle wie in den Vorjahren. Also direkt neben dem Forum „Gesundheit“. Etwas größer als im Vorjahr und deutlich breiter waren wir kaum zu übersehen. Beim Arbeiten während der Messezeiten aber auch kaum zu überhören. Von allen, die sich im Standdienst an der Arbeit beteiligten kamen einhellig nur positive Rückmeldungen. Alle, mit denen ich sprach und die ich bei der Arbeit sah, hatten großen Spaß und viel Freude dabei, den Freundeskreis und seine Arbeit in der Öffentlichkeit vorzustellen. Die Organisation durch Siegbert und Dieter war perfekt.
Bei vielen positiven Dingen, die wir während der neun Messetage erleben durften, gab es doch auch einen Punkt, über den sich die daran beteiligten Freunde/Freundinnen ärgerten. Es waren unsere Vorträge auf dem Forum „Gesundheit“. Nicht, dass wir weniger engagiert waren oder schlechter vorbereitet. Einzig die Tatsache, dass sämtliche unserer Vorträge auf 11.00 Uhr vorverlegt und sie zusätzlich auch noch an zwei Tagen komplett gestrichen wurden, war dafür verantwortlich, dass die im letzten Jahr gut und sehr gut besuchten Vorträge praktisch ohne Publikum oder vor nur sehr wenigen Zuhörern stattfanden. Aber auch für diese wenigen Zuhörer haben sich die Vorträge gelohnt. Robert und ich hatten in einem Fall sogar das „Vergnügen“, bei einer Veranstaltung gegen ein in unmittelbarer Nähe stattfindendes Blasorchesterkonzert ansprechen zu dürfen.
Diese Vorverlegungen und Streichungen habe ich als pure Willkür gedeutet, da der Gesamtzeitplan der Vorträge zeigte, dass es jeden Tag und eigentlich immer zu den von uns gewünschten Zeiten Freiräume gab. Hoffentlich finden wir im kommenden Jahr durch die Verantwortlichen bessere Berücksichtigung bei der Planung „Forum Gesundheit“.
Dafür durften sich alle früh Anreisenden auf dem Parkplatz 3, wo auch wir unsere Stellplätze hatten, jeden Morgen an einer besonderen Form der Slapstick erfreuen. Einer täglich größer werdenden Schar von Parkplatzanweisern, Kassierern, Ordnern und anderen Helfern gelang es mit großer Sicherheit, hoher Regelmäßigkeit und völliger Talentfreiheit, einer in gleicher Zeit immer kleiner werdenden Menge Autofahrern ihre Stellplätze zuzuordnen. Wären nicht die Verpflichtungen innerhalb der Hallen gewesen, so hätte man sich stundenlang an diesem unkoordinierten und unkontrollierten Getue erfreuen können.
Insgesamt ist unser dritter Auftritt auf der offerta aber wieder ein voller Erfolg gewesen. An den neun Messetagen konnten wir die Besucher über viertausendmal motivieren, eines oder mehrere unserer Angebote zu nutzen. Jeder am Standdienst Beteiligte hat weiter- und tiefergehende Gespräche mit Besuchern geführt. Insgesamt haben wir etwa 150 bis 200 Informationsgespräche registriert.
Viele hundert Flyer, Prospekte und weiteres Informationsmaterial haben neue Besitzer gefunden. Was hätten wir also mehr oder besser tun können?
Für mich ist aber mindestens ebenso wichtig, dass wir als Freundeskreis einen tollen Auftritt in der Öffentlichkeit hatten, dass wir uns als Verein und auch als Menschen toll präsentiert und gezeigt haben. Wir haben, worüber wir oft reden aber es uns selten gelingt, in der Realität umzusetzen, allen Besuchern gezeigt, dass eine Suchterkrankung nichts ist, wofür man sich schämen muss. Unser souveräner Auftritt und das große Maß an Selbstverständlichkeit in die Öffentlichkeit zu gehen, sorgt für hohe Akzeptanz bei den Besuchern und einen völlig unverkrampften Umgang miteinander und unseren oft nicht leichten Themen.
Es war schön, ein Teil dieses Auftritts gewesen zu sein. Noch schöner ist es für mich, so viele tolle Freunde und Freundinnen um mich und bei mir zu wissen. Wir alle können stolz auf das sein, was wir dort geleistet und gezeigt haben. Danke an alle, die daran beteiligt waren und ihren Beitrag leisteten.
Torsten Wilkens