Durch Loslassen frei und lebendig werden
Das Freundeskreis-Frauenseminar 2016
Eine der ersten positiven Auswirkungen des gescheiterten Abiturs meines Sohnes war, dass ich von Anfang an am Seminar teilnehmen konnte. Ja, ich liebe den Start ins Seminar, die Freude des Wiedersehens, das Interesse am Thema und die Neugier auf die Umsetzung, sowie das geradezu magische Erleben, wie rasch, intensiv und vertraut Frauen sich untereinander über gemeinsame Themen mit teilweise noch Unbekannten austauschen können und wollen.
Wir starteten das Seminar am Freitagabend mit 45 Frauen bei einem World-Cafe, wobei sich immer wieder neu zusammenfindende Kleingruppen abwechselnd verschiedenen Fragen zum Thema stellten. Dabei entstanden rege Gespräche mit der Möglichkeit, gewonnene Erkenntnisse auf den Frage-Plakaten festzuhalten.
Es wurde klar, dass wir uns durch Loslassen in allererster Linie persönliche Freiheit und Wohlbefinden erhoffen - uns aber Ängste dennoch lange davor zurückhalten. Oft benötigt es einen erheblichen Leidensdruck, um diese Ängste überwinden zu wollen. Ist dieser gegeben, erinnern wir uns unserer Ressourcen, zurückliegender Krisen, Erfolge sowie Bedürfnisse und suchen dann alleine oder mit Hilfe nach geeigneten Lösungswegen. So wächst unser Vertrauen in uns und den Lebensfluss mit jeder bewältigten Veränderung. Je achtsamer wir im Alltag mit unseren Gefühlen und Bedürfnissen umgehen können, umso rascher verläuft dieser Prozess.
Am Samstagvormittag gab es zunächst eine kurze persönliche Einführung von mir. Schließlich hatte ich trennungsbedingt im vergangenen Jahr jede Menge Erfahrungen im Loslassen machen können, müssen und auch dürfen. Danach teilten wir die Teilnehmerinnen in vier Gruppen auf, in denen ein näheres Kennenlernen durch gegenseitige Vorstellung ermöglicht wurde. Gleichzeitig erfolgte ein Austausch über die ganz individuellen Erfahrungen, Probleme und Erwartungen zum Thema des Seminars.
Den Samstagnachmittag und den Sonntagvormittag gestaltete überwiegend unsere Referentin, Frau Angelika Hamann-Rink (Familien- Therapeutin, Sinsheim). In ihrem Vortrag verdeutlichte sie, wie sehr uns nicht nur unsere eigene Vergangenheit prägt, sondern auch die unserer Eltern und Großeltern, die versuchten, uns ihre Lebenserfahrung zu vermitteln und uns so vor Verletzungen zu bewahren, die ihnen widerfahren sind. So entstanden Ängste und Glaubenssätze, die uns blockieren können. Es ist unsere Aufgabe, sie zu erkennen, anzunehmen und zu überprüfen, um eventuell den Willen zu einer erforderlichen Veränderung zu entwickeln und Schuldgefühle zu überwinden.
Eines wurde überdeutlich: wir können nur ändern, was wir zuvor liebevoll angenommen und akzeptiert haben. Solange wir etwas meiden und ablehnen, schaffen wir Distanz, die eine Auseinandersetzung verhindert. Zudem konnte realisiert werden, dass wenn wir gegen Etwas oder Jemanden kämpfen, unsere Energie gebunden wird. Nur durch Annahme und Dankbarkeit können wir etwas liebevoll loslassen. Das vermittelte Wissen wurde vertieft durch verschiedene Meditationen zu Selbstliebe, Vergebung und Vertrauen.
Das Frauenteam bot dazu noch spielerische Übungen an, um den Effekt von Festhalten und Loslassen körperlich erfahrbar zu machen. Wir beluden zum Beispiel Freiwillige mit allerhand unnützem Ballast, bis diese bereit waren, ihre Grenze zu spüren und uns deutlich Einhalt geboten. Weiterhin banden wir je zwei Frauen mittels Mullbinden aneinander, um zu einer temperamentvollen Musik zu tanzen und wiederholten das Ganze dann frei und ungebunden. Eindrucksvoll wirkte auch, die Dinge aufzuschreiben, die gerade losgelassen werden wollen und die Kärtchen dann mittels Gasluftballon in den Himmel zu entlassen.
An dieser Stelle nochmal ganz herzlich Dank an Ute, Uta, Simone und Sheila für die immer erfreuliche und wertvolle Zusammenarbeit. Ich bin immer wieder überwältigt, wie gut wir uns ergänzen und fördern.
Am Samstagabend versuchten wir, die teils schwächeren, teils stärkeren Hemmungen in Sachen Singen loszulassen und uns wertfrei auf das gemeinsame Singen mit Elina und Stefan Krüger einzulassen, die wir hierzu engagiert hatten. Ich persönlich hatte viel Spaß daran und war sehr beeindruckt von der Energie und Ausstrahlung, welche die beiden verströmten, obwohl oder gerade weil es in ihrem Leben auch schon zahlreiche Schwierigkeiten und Krisen zu meistern gab.
Abschließend trafen wir uns am Sonntagnachmittag zum Erfahrungsaustausch, Bestärkung, Kritik und Wünsche-Sammlung fürs nächste Jahr. Dies wurde zunächst in der Kleingruppe und dann im Plenum durchgeführt, bevor wir uns mit unserer traditionellen Sonnenblumen- Meditation von einander verabschiedeten.
Nach meinem Empfinden und der Auswertung des erhaltenen Feedbacks war es ein gelungenes Seminarwochenende, das Körper, Geist und Seele anregte und hoffentlich noch viele positive Veränderungen bewirkt. Womöglich hatten wir dieses Mal eine kleine Überdosis an Meditationen, aber soweit ich weiß, sind keine negativen Nebenwirkungen zurückgeblieben ;-)
Herzlichen Dank an alle Frauen, für Euer Vertrauen, fürs Einlassen und Mitwirken.
Christina Welzel (Frauenbeauftragte des Landesverbandes)