2. Mitarbeitertag 2006 in Salem-Neufrach
Wer auch immer auf die Idee kam, den 2. Mitarbeitertag des Landesverbandes Baden am Bodensee abzuhalten, müsste noch nachträglich einen Orden bekommen. Für die Teilnehmer/Innen aus Karlsruhe und Umgebung wurde - von der organisatorischen Seite her ein guter Entschluss - ein Bus zur Hin- und Rückfahrt eingesetzt.
Da sich in dieser Zeit eine Schönwetterfront mit fast sommerlichen Temperaturen über der Region befand, nahmen einige Mitglieder des Freundeskreises Karlsruhe, zu denen auch ich zählte, die Gelegenheit wahr, ein paar Tage vor der o.g. Veranstaltung diese herrliche Gegend unseres schönen Badenerlandes zu genießen.
60 Teilnehmer aus ganz Baden beschäftigten sich nach der Begrüßung, die Brigitte Sander-Unland vornahm, mit dem Thema "Drogen in den Freundeskreisen", und wer schon am 1. Mitarbeitertag am 09.05.06 teilgenommen hatte, konnte dadurch einen Wissensvorsprung zu diesem Thema (d.h. nicht ausschließlich "Alkohol und Medikamente") vorweisen.
Der Tag begann mit einem überaus interessanten, locker vorgetragenen Referat von Herrn Jürgen Schuler, Leiter der PSB Friedrichshafen, über seine praktischen Erfahrungen in der Arbeit mit Drogenabhängigen, mit dem er viele der bis dahin vorhandenen Ängste der Teilnehmer/Innen abbauen konnte.
Anschließend wurden vier Kleingruppen mit den Gruppenleitern Brigitte Sander-Unland, Hans-Peter Schu, Alois Kidritsch und Ralf Seifert gebildet.
Die Themen der Gruppenarbeit (je eine Gruppe mit einem Thema) lauteten:
- Wo liegen die Schwierigkeiten der Integration?
- Wo liegen unsere Ängste - was könnte im schlimmsten Fall passieren?
- Wo liegen die Chancen einer Integration?
- Integration in den Freundeskreis nur in einer eigenen Drogengruppe?
Hier sind die Ergebnisse der einzelnen Kleingruppen zusammengefasst:
zu 1.
- Vorurteile
- Generationenunterschied
- Andere Krankheitsverläufe
- Unwissen in der Gruppe
- Gruppendruck
zu 2.
Angst vor:
- dem Fremden und Unbekannten,
- dem unbekannten Suchtmittel,
- den jungen Menschen mit ihrer besonderen Art zu argumentieren,
- dem Umgang mit jungen Leuten. Was könnte im schlimmsten Fall passieren? Sie kommen nicht mehr.
zu 3.
Am Anfang steht das Eingeständnis: "Ich bin suchtkrank", genauso wie beim Alkoholiker bzw. beim Medikamenten-Abhängigen.
- Vorurteile werden abgebaut.
- Größere Neutralität, größere Konfliktbereitschaft.
- Thema "Sucht" rückt stärker in den Vordergrund.
- Suchtentstehung als Ansatzpunkt, nicht das Suchtmittel.
- Nicht-stoffgebundene Gruppenarbeit.
- Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensgeschichte (wie war ich, als ich kam?).
- Auftauchende Konflikte lösen - eigener Umgang mit Konflikten wird deutlich.
- Annahme des "anderen" wird wichtiger.
- Toleranz wird größer.
- Neue Ideen und Veränderungen kommen in die Gruppe.
- Die eigene Gruppensituation wird deutlich und kann angesehen werden.
- Die Gruppe verjüngt sich.
- Andere/neue Themen kommen auf.
- Es besteht die Chance, sich mit sich selbst, den eigenen Kindern und mit anderen Lebenswelten auseinanderzusetzen und die eigene Lebenshaltung zu überdenken.
- Herausarbeiten eines "neuen" Umgangs mit "Jüngeren".
zu 4.
- Wirklich andere Themen?
- Verständigungsprobleme durch die "Neuen" / "Jungen"?
- Jung - Drogen - Reife / Einsicht?
- Wertschätzung der Ansichten der "Älteren"?
Also: Integration eher nicht in einer eigenen Drogengruppe.
Zum Abschluss wurden diese Zusammenfassungen der einzelnen Kleingruppen im Plenum vorgetragen, und wir sind zuversichtlich, den neuen Anforderungen hinsichtlich der Aufnahme Drogenabhängiger in die Freundeskreisgruppen genügen zu können.
Nach einem herzlichen Dank an die Freundinnen und Freunde aus der Bodenseeregion für ihren Einsatz sowohl hinsichtlich des ansprechenden Tagungsortes als auch der guten Verpflegung fuhren die "Nordbadener" um ca. 16.30 Uhr per Bus wieder nach Hause.
Ursula Morlock