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Als ein Erlebnis der besonderen Art empfand ich den 9. Frauentag des Landesverbandes Baden am 03.07.2005 in Bad Herrenalb. Am Anfang stand das Thema: „Alltagsstress und Überlastung - Rückfallgefahr“. Darauf bauten sich dann meine Erwartungen auf.
Für mich war es der 3. Frauentag, an dem ich teilnehmen konnte und ich freute mich schon darauf, viele inzwischen vertraute und lieb gewonnene Frauen wieder zu sehen. Dafür wollte ich gerne in Kauf nehmen, dass das Wochenende an Erholungswert einbüßt: die Anreise, das viele Sitzen, nachdenklich werden - das Thema schien etwas heikel, rückt es doch die gerne verdrängte Rückfallgefahr ins alltägliche Geschehen, sowie in die persönliche Verantwortung.
Da schlucke sogar (oder gerade?) ich als Co-Abhängige, schließlich stolpere ich regelmäßig über meine "alten Verhaltensmuster". Weil ich jedoch stets daraus lernen darf, beschloss ich das Wochenende langsam anzugehen, indem ich bereits samstags anreiste, zusammen mit zwei weiteren Frauen aus meiner Gruppe. So war bereits der Samstag erfüllt von wertvollen Begegnungen, herzlichen Umarmungen und einer selbstverständlichen Zusammenarbeit bei den letzten Vorbereitungen.
In netter Gesellschaft half ich, Lavendelsäckchen zu füllen und hatte dabei reichlich Gelegenheit um Erfahrungen, Meinungen und Gedanken auszutauschen. Es wurde gelacht und sogar gesungen. Und wenn Lavendel nur halb so entspannend wirkt, wie sein Ruf, dann regt mich dieses Jahr so schnell nichts mehr auf.
Sehr zufrieden startete ich am nächsten Morgen in den eigentlichen Frauentag und lernte ganz nebenbei: Erfahrung schützt vor Irrtum nicht! Nach Stehkaffee, besinnlichem Flötenspiel, Begrüßung und Tageseinstimmung folgte nicht das sonst übliche Referat, sondern lediglich die Vorstellung der verschiedenen Workshops, welche übrigens allesamt aus den eigenen Reihen angeboten wurden: Man konnte meditative Körperübungen machen oder für die Seele atmen. Es gab die Welt der Mandalas, aber auch die Kraft der Farben zu entdecken. Außerdem bestand die Möglichkeit, Märchen für Erwachsene zu lauschen sowie Entspannung und Lebendigkeit durch Trommelklänge zu erfahren.
Die Qual der Wahl war groß und bewies einmal mehr, dass auch zuviel des Guten stressen kann. Vor allem, weil mir inmitten meines Alltages immer wieder das Gefühl für meine eigenen Bedürfnisse verloren geht.
Trotz meines Mangels an Musikalität lockten mich die außergewöhnlichen Trommeln und Waltrauds Ausstrahlung, welche ich beide bereits am Vorabend erleben durfte, am meisten. Etwas enttäuscht war ich zunächst darüber, nicht selbst die Sticks in die Hand nehmen zu dürfen. Hatte ich doch bereits die wildesten Phantasien davon, wie ich all meine Emotionen aus mir heraus trommeln wollte. Weit gefehlt! Was ich erleben durfte, war faszinierend: Stück für Stück, Schlag für Schlag eine meditative Forschungsreise tief in mich hinein, zu meinen Gefühlen ebenso, wie zu meinen Blockaden. Dies war Körperarbeit pur und die begann weit vor dem Trommelspiel, nämlich in dem wir unseren ganzen Körper mit einer Art Klopfmassage vorbereiteten.
Sehr beeindruckt und innerlich vibrierend hatte ich hinterher etwas Mühe, mich soweit zu erden, dass ich mich ins aufgeregte Geschehen zum Mittagessen begeben wollte. Frisch gestärkt tauschten wir dann in Kleingruppen unsere Erfahrungen aus und knüpften an unser aller Thema an. Immer wieder spürte ich die Begeisterung und Freude, die auch die anderen Angebote bewirkt hatten und ein allgemeines Bedauern darüber, dass nicht mehrere Projekte ausprobiert werden konnten.
Abschließend gab es Kaffee und Kuchen, ein interessantes Referat zur Salutogenese und zum Abschied die Sonnenblume. Ein mir sehr ans Herz gewachsenes Ritual, welches mich jedes Jahr aufs Neue bewegt und berührt, wenn ich die Gemeinschaft, in der ich geborgen war, loslassen muss, um in meinen Alltag zurück zu kehren.
Alles in Allem war es ein wirklich toller Tag, an dem es gut gelungen ist, Traditionelles mit ganz Neuem zu verbinden. Auf diesem Wege ein herzliches Danke an alle Verantwortlichen! Schon heute wärmt mich die Vorfreude aufs nächste Jahr, indem es sogar ein Frauenwochenende werden soll. Endlich!
Christina Welzel