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Sie ist schon bei der Ankunft aufgefallen, unsere Gruppe. Eine reine Männergruppe im Haus der Kirche in Bad Herrenalb? Wir waren zwischen fast ausschließlich durch Frauendominanz geprägten Meditations-, Bastel- und Tanzgruppen die absoluten Exoten.
„Was machen denn Sie?“ - Nicht bei jeder Nachfrage wurde es gleich verraten, dass wir uns als Männer aus der Suchtselbsthilfe mit dem Thema „Scham“ befassen wollen.
Nach einer ausführlichen Vorstellungsrunde „Was sagt mein Schlüsselbund über mich?“ haben wir uns am Freitagabend dem Thema des Wochenendes mit persönlichen Erfahrungen angenähert. Und es war schon zu sehen, dass nicht jedes typisch „peinliche“ Thema für alle gleichermaßen mit Scham besetzt war.
Beim ersten Themenblock am Samstagmorgen hat der Referent, Herr Twardowski, kurzweilig über die sieben Grundgefühle referiert, zu denen auch die Scham gehört. Er hat anhand einer PowerPoint- Präsentation aufgezeigt, wie der Verstoß gegen soziale Normen oftmals durchaus sinnvolle und hilfreiche Scham hervorrufen kann.
„Scham und der Weg in die Sucht, Sucht und die damit verbundene Scham“, war ein weiterer Baustein zum Thema, bei dem es durchweg persönlich wurde. Wir dachten nach über den Sinn und Zweck von Scham und darüber, wo sie uns behindert und hemmt. Und es wurden auchWege diskutiert, wie wir die hinderliche Scham überwinden können.
Am Samstagnachmittag hatte das Thema Pause. Wir sind zum Adventure Park gepilgert, wo wir uns in Gruppen in Wettkämpfen erprobt haben: Schießen mit Pfeil und Bogen, Zielwerfen mit Hufeisen und Tannenzapfen, Schießen mit dem Lasergewehr. Außerdem haben wir den Mann in uns gespürt, als wir im wahrsten Sinne des Wortes „große Zimmermannsnägel reingehauen“ haben.
Bei Buffet und frisch Gegrilltem haben wir noch dort im Park den Sieg gefeiert oder die Niederlage vergessen gemacht. Auf dem Heimweg haben wir die Eisdiele überfallen. Auch dort trafen wir auf echtes Staunen über die große Schar an Männern. „Wir kommen aus der Justizvollzugsanstalt Bruchsal, Abteilung Frauenmörder“, wurde schamlos verkündet. Ungläubiges Staunen beim Kellner, der dann sichtlich seinen Spaß mit uns hatte.
„Mit der Sucht die Scham überwinden“, „Scham für die Sucht“, „Scham, über die Sucht zu reden“ – in weiteren Vortragsmodulen und persönlichen Beiträgen wurde das Thema beleuchtet, bevor wir uns gegenseitig sehr eindrücklich gespiegelt haben, wie wir aufeinander wirken, was wir aneinander schätzen und gut finden.
Durchweg positiv fiel die Auswertung des Männer-Wochenendes aus. Haus und Verpflegung, Referent und Thema, Seminarvorbereitung und -durchführung: Die Männer waren zufrieden. Da konnte auf den Ausblick auf das nächste Männerseminar im kommenden Jahr nicht ausgespart werden.
Harald Becker
Siehe hierzu auch:
Power Point Präsentation zum Vortrag von Herrn Dipl. Psych. Joachim von Twardowski