Verdiente Ehrung für Wolfgang Weidenauer

Beim Eintritt in die Mannheimer Konkordienkirche rieb man sich zuerst verdutzt die Augen, da die Hälfte der Kirchenbänke fehlte und dafür Tische und Stühle aufgestellt waren. Aber dies hatte einen sinnvollen Hintergrund, denn es war der erste Sonntag der jährlich stattfindenden Vesperkirche, zu dessen Gottesdienst Wolfgang Weidenauer mit Familie und Gästen aus gutem Grunde eingeladen war.

Diese herausragende soziale Aktion und die Konkordienkirche, deren Namen aus dem lateinischen „Concordia“ abgeleitet wurde, was so viel wie Eintracht bedeutet, war ein besonderes Umfeld, um einen Mann zu ehren, welcher selbst viele Seiten und Facetten des Lebens kennenlernen und erleben musste. Vielleicht hat es auch ein paar der schon früh in der Vesperkirche erschienenen und auf die warme Mahlzeit wartenden Mitmenschen motiviert, dass man von der Schattenseite des Lebens, was nun einmal Sucht und Abhängigkeit mit sich bringt, auch wieder die Sonne sehen kann sowie Wärme und Geborgenheit zurückzubekommen ist.

Mit einem poch, poch, poch wurde die Predigt zum Thema „Kein Platz in der Herberge“ von biblischen und anderen Flüchtlingen durch den Leiter des Diakonischen Werkes Mannheim, Pfarrer Matthias Weber, eröffnet. Keinen Platz mehr in der Gesellschaft finden, das widerfährt auch so manchem suchtkranken Menschen. Doch wieder Zuflucht in einer sicheren Herberge zu finden, dies gelingt meist nicht ohne hilfreiche Unterstützung von Freunden oder falls noch intakt, mit Hilfe der Familie. Davon berichtet Wolfgang Weidenauer oft in den Gruppengesprächen und dies zu Recht, da er in den letzten Jahrzehnten selbst zum guten Freund und Helfer für viele Menschen in vermeintlich aussichtslosen Situationen geworden ist und seit langem wieder liebevoller Ehemann, Vater und Opa in einer großen Patchworkfamilie.

Sein Engagement in der Suchtkrankenhilfe begann beim Freundeskreis „Die Lotsen“, ehe er mit einigen anderen Mitstreitern den „Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe Nova Vita Mannheim-Waldhof e.V.“ 1999 gründete und diesen entscheidend mitprägte, sowohl als langjähriger 1. Vorsitzender, als auch als engagierter Gruppenleiter. Die Vereinsführung hat er vor ein paar Jahren in jüngere Hände gelegt, aber Gesprächsgruppen leitet er weiterhin bei „Nova Vita“ mit seiner umfangreichen Erfahrung und seiner ihm eigenen einfühlsamen Art. Auch hat er sich stets zum Wohle der hilfesuchenden Menschen in der Suchtkrankenhilfe des Diakonischen Werkes Mannheim, dem Gesundheitstreffpunkt Mannheim, in Kliniken und Rehaeinrichtungen engagiert. Seinen Rat und seine Vorschläge, sowie seine Mitwirkung im Landesverband der Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe Baden e.V. bei Projekten, Seminaren etc. wird bis heute sehr geschätzt.

Ebenso hat er sich über viele Jahre hinweg während seiner aktiven Dienstzeit bei der Firma Roche als Suchtkrankenhelfer eingebracht und zur Verfügung gestellt, was ihm auch großen Dank und Anerkennung von Seiten der Kollegen und Vorgesetzten, einbrachte.

Wer die Abhängigkeitsproblematik aus eigener Erfahrung kennt, für sich einen neuen Lebensweg gefunden hat und dabei seine Mitmenschen nie vergaß, sondern sich für sie und ihre Belange mit viel Energie und Ausdauer einsetzte, der hat es wahrlich verdient, dafür ausgezeichnet zu werden.

So war es dann ein ergreifender Moment, als Pfarrer Weber nach seiner sehr anschaulichen Predigt und der Laudatio über das soziale Lebenswerk von Wolfgang Weidenauer, diesem das Goldene Kronenkreuz der Diakonie für besondere soziale Verdienste ans Revers heftete und die dazugehörige Dankesurkunde überreichte.

In seiner Dankesrede stellte der Geehrte zunächst die Unterstützung seiner Frau Karin in den Vordergrund und dankte ihr von Herzen für die gemeinsamen Jahre, denn ohne sie hätte er diese Ehrung sicher nicht erreicht – so der Originalton Wolfgang Weidenauer. Er bedankte sich auch bei seiner restlichen, in großer Zahl anwesenden Familie und den Freundeskreisen im allgemeinen und seinen Freunden von „Nova Vita“ im Besonderen.

Mit einem Mittagessen in der Vesperkirche, gemeinsam mit den Menschen in sozialer Not, endete die Ehrung unseres Freundes Wolfgang.

 

Dieter Engel