Lesung beim Freundeskreis
Der Freundeskreis Karlsruhe hatte anlässlich seines monatlichen stattfindenden „Freitagstreff“ zu einer Lesung eingeladen. "Eine Lesung?", so fragte sich sicher mancher, "ist das nicht etwas Altbackenes, etwas von gestern, angesichts der täglichen Medienflut und Informationsquellen mit den neuesten technischen Möglichkeiten?"
Aber die angekündigte Autorin Judith Rimmelspacher mit ihrer Biografie machte dann doch neugierig, denn Frau Rimmelspacher war im Hauptberuf viele Jahrzehnte in der Suchtberatungsstelle der Diakonie tätig. Das Schreiben oder soll man besser sagen das Aufschreiben ihrer Geschichten, meistens in Mundart, hat sie alle selbst erlebt, wie wir von ihr an diesem Abend erfahren durften.
Ebenso ließ sie uns wissen, dass es sich nach vielen Jahren des Ruhestandes, wieder einmal in den Räumlichkeiten des Freundeskreises zu sein, wie heimkommen anfühlt und mit vielen Erinnerungen, die ihr sofort wieder präsent waren, verbunden ist.
Sehr bewegend war auch die Begrüßung einiger Freundeskreisler, welche sie seinerzeit auf dem Weg in eine zufriedene Abstinenz begleitet und unterstützt hat.
Schon vor den ersten Worten merkte man an der Atmosphäre, dass eine Lesung mit einem besonderen „background“, wie man neudeutsch und überhaupt nicht mundartlich sagen würde, auf uns wartet.
Die erste Geschichte drehte sich dann selbstverständlich auch um einen suchtkranken Menschen, einem Alkoholiker, mit einer speziellen Vita und einem Lebenslauf, welchen die Autorin über viele Jahre, sogar bis zu seinem Tod, begleitete. Eine eindrucksvolle wahre Erzählung und persönliche Begleitung, welche in dieser Form heutzutage von keinem Mitarbeitenden in einer Beratungsstelle mehr zu leisten wäre. An der sichtbaren Nachdenklichkeit konnte man spüren, wie tief das Schicksal dieses Mannes und die menschliche Verbindung zur Autorin die Zuhörer berührte.
Danach folgten noch zwei heitere Geschichten selbstverständlich in Mundart vorgetragen und selbst schmerzhaft von ihr erlebt, denn es drehte sich u.a. um ihren heftig in einer Tür eingeklemmten Daumen. Nicht unerwähnt darf natürlich bleiben, dass Frau Rimmelspacher für ihre Mundartgeschichten bei Mundartwettbewerben ausgezeichnet und geehrt wurde.
Viel Beifall erhielt sie am Ende der Lesung, ehe man in gemütlicher Runde sich nicht nur an alte Zeiten erinnerte, sondern sich auch über die heutige Situation und den Stand der professionellen Suchthilfe und der Selbsthilfe, also dem Freundeskreis, austauschte.
Mit einem farbenfrohen Blumenstrauß und unserem Freundeskreisbuch des Bundesverbandes „Im Land der Freundeskreise“ bedankten wir uns bei Judith Rimmelspacher.
Dieter Engel