Suchthilfe Mannheim: Der gemeinsame Weg

Vor geraumer Zeit wurden die Suchtberatungsstellen des Diakonischen Werkes Mannheim und des Caritasverbandes Mannheim zusammengelegt und stehen nun unter gemeinsamer Trägerschaft von Diakonie und Caritas, so dass es nun eine Anlaufstelle für Hilfesuchende bei Alkoholsucht, Medikamentensucht, Glücksspielsucht und Internetsucht gibt, wie auf deren Website zu lesen ist.

Dies war u.a. ein Impuls, dass sich die Vorsitzenden der Freundeskreise „Nova Vita“ und „Die Lotsen“ darüber austauschten, welche Möglichkeiten es gibt, den betroffenen Menschen und ihren Angehörigen den Weg in die Selbsthilfegruppen zu erleichtern bzw. überhaupt mit ihnen in Kontakt zu kommen. Nach der Devise: “Warum das Rad neu erfinden?“ orientierte man sich an dem Modell des Karlsruher Freundeskreises, der seit Jahren eine sogenannte Vorbereitungsgruppe für Neueinsteiger in die Suchthilfe erfolgreich anbietet.

Da unter dem Dach der neuen Beratungsstelle auch die Selbsthilfegruppen des Kreuzbundes und von Veritas angebunden sind, war klar, dass diese beiden Gruppen mit ins Boot sollten bzw. deren Einbeziehen für eine erfolgreiche Umsetzung einer Vorbereitungsgruppe grundlegend sind. Die Vertreter von Kreuzbund und Veritas sowie der Leiter der Beratungsstelle, Herr Wenz, waren nach einer kurzen Erläuterung ebenfalls von dem Konzept angetan und es konnte an die Umsetzung gehen.

Die Vorbereitungsgruppe soll erste Anlaufstelle der Suchtselbsthilfe für alle Hilfesuchenden werden, egal ob sich jemand im Internet über die Suchtselbsthilfe informiert, in der Beratungsstelle, im ZI, in der Tagesklinik oder in sonstigen Einrichtungen den Besuch einer Selbsthilfegruppe ans Herz gelegt bekommt. Torsten Wilkens vom Freundeskreis Karlsruhe, der bereits seit über 20 Jahren bei der dortigen Vorbereitungsgruppe erfolgreich mitwirkt, stellte im weiteren Verlauf den Gruppenbegleiter/innen detailliert das Karlsruher Konzept vor. Die Teilnahme an der Vorbereitungsgruppe soll möglichst an vier aufeinander-folgenden Wochen einmal pro Woche erfolgen. Vier Themenbereiche sollen dabei angesprochen werden. Im Folgenden finden sich die Arbeitstitel:

  1. Entstehung meiner Suchterkrankung und Möglichkeiten der Behandlung
  2. Folgen meiner Suchterkrankung und wie gehe ich damit um.
  3. Sucht ist eine Familienkrankheit
  4. Was bekomme ich, wenn ich auf mein Suchtmittel verzichte?

Geleitet wird die Gruppe immer von zwei erfahrenen Gruppenbegleiter/innen der beteiligten Selbsthilfegruppen im überkreuzten Wechsel. Nach viermaligem Besuch der Vorbereitungsgruppe können/sollten sich die „Neuen“ dann einer Selbsthilfegruppe anschließen. 

Die Hemmschwelle ist in einer solchen Gruppe für die „Neuen“ erfahrungsgemäß wesentlich geringer, da alle Anwesenden die ersten Schritte auf dem Weg in ein suchtmittelfreies Leben gemeinsam gehen, ob als Betroffene/r oder Angehörige/r.

Nachdem der Entschluss gefasst war, dass die vier Selbsthilfegruppen gemeinsam diesen Versuch einer Vorbereitungsgruppe starten wollen, wurde ein Flyer kreiert und noch ein Workshop durchgeführt, um den Gruppenbegleiter/innen die Sicherheit zu geben und den notwendigen Kenntnisstand zu vermitteln. Den Workshop übernahm wiederum unser Karlsruher Freund Torsten, mit einem engagierten Team. Beeindruckend dabei war, dass sich zwei jüngere Betroffene, die erst im Jahr 2020 über die Karlsruher Vorbereitungsgruppe in die Selbsthilfe gekommen sind, ihre noch sehr frischen Erfahrungen und Eindrücke, geschildert haben. 

Nunmehr ist unsere Mannheimer Vorbereitungsgruppe in den Räumen der Beratungsstelle gestartet und wir sind alle auf den Verlauf gespannt. Wichtig ist natürlich eine entsprechende Bekanntmachung und Werbung für dieses Einstiegsangebot zum Ausstieg aus dem Teufelskreis Sucht. Dabei sind selbstverständlich auch alle professionellen Mannheimer Einrichtungen gefordert, die mit suchtkranken Menschen und ihren Angehörigen zu tun haben oder in Kontakt kommen, um dieses Angebot zu bewerben und auf die wichtige Stütze der Selbsthilfe hinzuweisen.

Silvia Ringer