Die Fragen des Vertrauens
Bericht vom Freundeskreis-Seminar 2015
Am Abend des 04.12.2015 trafen wir uns mal wieder zu einem gemeinsamen Freundeskreis-Seminarwochenende in Bad Herrenalb. Ca. 60 Teilnehmer wurden nach dem Abendessen im oberen Saal von Ludwig Engels begrüßt und in das Thema „Vertrauen“ eingeführt. Nach einleitenden Worten erhoben wir uns alle für eine Gedenkminute für unseren verstorbenen Freund Roland Kögel, der vielen Freunden eine echte Bereicherung in der Gruppe und auf jedem Seminar war und sehr vielen von uns ans Herz gewachsen ist und fehlt.
Anschließend kamen wir zur Vorstellungsrunde. Diesmal durften wir uns in Gruppenstärken aufstellen und dann reihum die einzelnen Gruppen vorstellen. Beeindruckend war hier, wie viele verschiedene Gruppen vertreten waren und selbstverständlich auch, wie viele Teilnehmer alleine von unseren Karlsruher Freunden da waren.
Am Samstagmorgen, nach wie immer gutem und gemütlichem Frühstück, übernahm dann unser Referent für dieses Wochenende das Zepter. Herr Joachim von Twardowski, den viele Teilnehmer schon von früheren Seminaren kannten, führte uns nun näher an das Thema Vertrauen heran und ermutigte uns einfach mal mitzumachen: Was ist überhaupt Vertrauen? Woher kommt das Wort „Vertrauen“? Was ist die Grundlage von Vertrauen? Wie weit geht mein Vertrauen? Vertraue ich mir selbst? u.v.m. wurde erörtert.
Auch forderte er uns heraus, unser Vertrauen zu testen. Wir gaben etwas Persönliches an einen ausgelosten Partner und vertrauten darauf, dass er pfleglich damit umgehen und es uns am Ende des Experimentes zurückgeben würde.
Mit vielen anschaulichen Beispielen und schönen Zitaten zum Nachdenken bearbeiteten wir dann auch die Grundregeln für Vertrauen. In Kleingruppen erarbeiteten wir uns anschließend gemeinsam viele Beispiele für Symptome der Suchterkrankung, bei denen es ja auch um Verletzlichkeit, Vertrauen und verlorenes Vertrauen geht. Eine sehr gute Hilfe, um dem eigenen Innenleben nachzuspüren, stellte der von Herrn Twardowski überreichte Gefühlsstern dar. Mit diesem Gefühlsstern durften wir in Dreiergruppen über unsere vergangenen zwei Wochen sprechen: allerdings nicht über den Ablauf, sondern über die vorherrschenden Gefühle.
Nach einer stärkenden Kaffeepause beschäftigten wir uns mit den Gefühlen des jeweils Anderen. So übten wir in acht Kleingruppen auszusprechen, wie es den Angehörigen geht oder gegangen ist, in dem wir uns in sie hineinversetzten. Als Ergebnis konnten wir erfahren, dass gegenseitiges Vertrauen wachsen kann, wenn ich mich selbst verstehe und wenn ich mich bemühe, den Anderen zu verstehen und wenn es mir gelingt zu verzeihen und zu vergeben.
Danach sprachen wir über die Frage, ob es sinnvoll und hilfreich sein kann, sich zu entschuldigen. In einer weiteren Kleingruppenarbeit (3er- oder 4er-Gruppen) durfte jeder, dem danach war, erzählen, bei wem er sich aus welchem Anlass entschuldigen möchte. Dabei entstand kein Zwang, dies dann auch zu tun. Im Anschluss sind wir dann zum Abendessen gegangen, nicht ohne uns vorher zu verabreden, wer mit auf den Weihnachtsmarkt unten im Ort gehen möchte. Alle die gehen wollten, trafen sich dann im Foyer und schlenderten zusammen hinunter nach Bad Herrenalb. Andere zogen sich zu vertiefenden Gesprächen und einfach zu geselligem Beisammensein in die Cafeteria zurück. Ein schöner Samstag ging zu Ende.
Am Sonntag nach dem Frühstück erwarteten uns im Plenum ganz viele Nikoläuse. Vielen Dank für diese schöne Geste. Herr Twardowski holte uns mit einer kurzen Wiederholung zurück ins Thema. Nun ging es um den Teil, der vielen von uns vielleicht am schwierigsten vorkam: Vertraue ich mir selbst? Bin ich mit mir ins Reine gekommen? Kann ich nett zu mir sein und mich lieben? Hierzu hörten wir auch einen Text von Charlie Chaplin mit dem Titel: „Als ich mich selbst zu lieben begann ...“. Dieser Text ist im Freundeskreisjournal 2/2015 auf Seite 31 abgedruckt.
Jetzt wurden wir noch einmal eingeladen, uns ca. eine halbe Stunde Zeit für einen Brief an uns selbst zu nehmen. Mögliche Fragen waren: Worauf bin ich stolz? Was mache ich gut? Wofür liebe ich mich? Was kann ich noch tun? Was wünsche ich mir?
Nachdem wir uns danach wieder alle im Plenum versammelt hatten, durften wir auch endlich unseren persönlichen Gegenstand zurücktauschen. Auch unterhielten wir uns kurz über unsere gemachten Erfahrungen in Punkto Vertrauen.
Als ganz tolle kleine Geschenke hatte Herr Twardowski noch „Lebenskarten“ mit guten Gedanken und Sprüchen auf dem Pult verteilt, an denen wir uns bedienen durften. Diese Karten haben ein Scheckkartenformat, so dass man sie ganz einfach in den Geldbeutel stecken und so immer dabei haben kann. Nach dem gemeinsamen Mittagessen hieß es dann leider wieder Abschied nehmen.
Für mich war das ein rundherum gelungenes Wochenende, an dem ich einiges gelernt und aufgefrischt habe, mich fallenlassen durfte und mit lieben Freunden, die ich nicht allzu oft sehe, rege Gespräche führen konnte. Ein ganz herzliches Dankeschön an alle die dabei waren und zum Gelingen dieses Nikolauswochenendes beigetragen haben.
Sheila Küffen
Siehe auch: